Alexandru Ruja
Radu Stanca – das Gefühl des Tragischen und die ästhetische Spannung
Vorliegende Arbeit untersucht das dichterische Schaffen Radu Stancas im Spannungsfeld zwischen Tragik und ästhetischer Spannung. Radu Stanca, ein wichtiges Mitglied des Hermannstädter Literaturkreises, hat kein umfassendes dichterisches Werk geschaffen, sondern eines, das durch seine Tiefe und seine durchdringende meditative Daseinsanalyse einzigartig ist. Das Schicksal des Dichters, der in einem relativ jungen Alter aus dem Leben schied, hat seiner Dichtung ein akutes Gefühl des Tragischen aufgedrückt. Das Leiden wirkt somit fördernd für das dichterische Schaffen, das sich immer im Spannungsfeld zwischen Tragik und ästhetischer Spannung bewegt.
Radu Stanca hat nicht nur Balladen geschrieben, er hat sich auch theoretisch damit auseinandergesetzt. Sein bekanntester theoretischer Aufsatz über die Ballade ist "Resurectia baladei" ("Die Auferstehung der Ballade"). Die Rückkehr zur Ballade wird als Möglichkeit verstanden, die Lyrik neu zu beleben, einen "modernen dichterischen Aufschwung" einzuleiten. Für Radu Stanca bedeutet die Auferstehung der Ballade keineswegs die Rückkehr zu veralteten wertlosen poetischen Formen, sondern im Gegenteil, das Erlangen eines anderen zukunftsweisenden Moments im Dasein der Lyrik. Man kann nicht behaupten, dass Radu Stanca sich dabei in seiner Vorhersage geirrt hätte: Alle Dichter des Literaturkreises haben die Ballade gepflegt. Der Hermannstädter Literaturkreis hat eine große Bedeutung in der rumänischen Literatur, da er ein neues Zeitalter der Modernität markiert — den so genannten Neomodernismus. Diese literarische Gruppierung stellt eine Synchronie zwischen der rumänischen Literatur und der europäischen Literatur her. Vorliegende Untersuchung unterstreicht den Beitrag Radu Stancas zur Festigung des Stellenwerts rumänischer Literatur im europäischen Kontext.